Startseite

Der BVB-Fanblog
Das ewige Konfliktpotenzial

BVB-Fanblog: Das ewige Konfliktpotenzial

Musical-Wochenende oder Derby? Oder Beides? Für BVB-Fanblogger Slawo ist die Antwort klar. Doch die Faszination des Derbys packt nicht jeden. Wie bitter.

Pünktlich vor dem Derby hat der BVB wieder in die Spur gefunden. Der Revier-Knaller ist somit nach langer Zeit auch von der Tabellenkonstellation her mal wieder ein Spitzenspiel, in dem wohl entscheidende Weichen gestellt werden.

Es ist schwer, Außenstehenden dieses ganz spezielle Derby-Gefühl zu beschreiben. Nehmen wir als Beispiel mal ein Pärchen (natürlich ganz fiktiv...), das seit zwei Monaten auf einen Musical-Besuch wartet. Weihnachtsgeschenk des Männchens an das Weibchen. So weit so gut. Blöderweise fällt diese Veranstaltung auf das gleiche Wochenende wie DAS Spiel, die Mutter aller Derbys, Gut gegen Böse - es idt der Krieg der Sterne.


An für sich kein Problem, fallen beide Termine doch auf unterschiedliche Tage. Wenigstens ein Gutes hat diese Ansetzung auf den Freitagabend somit. Und doch birgt dieser Umstand nicht unerhebliche Konfliktpotenziale. Männchen hat Weibchen zwar in all den Jahren für Fußball und den BVB begeistern können, doch ganz so weit reicht die Liebe dann doch nicht. Diesmal verkneift er sich, schon drei Wochen vorher jeden Tag und jede Nacht von diesem Spiel zu reden. Auf die Frage, was Männchen denn so Schönes geträumt hat, kommt als Antwort dann halt: „Wie wir zwei im Sommerurlaub auf einem Schiff im Mondschein dinieren und die Sterne beobachten, total romantisch und so.“ Die Wahrheit sollte lieber verborgen bleiben: dass Nuri Sahin die Kugel in der 94. Minute aus über 30 Metern in den Giebel zum entscheidenden 3:2 knallt, Kevin Großkreutz daraufhin gemeinsam mit Jürgen Klopp aufs Arena-Dach stürmt und dort im guten alten American-Style eine BVB-Fahne reinhämmert und ich in ein halbjähriges geistiges Delirium verfalle. Könnte Weibchen irgendwann dann doch ein wenig auf die Nerven gehen, bei allem sonst so gebotenen Verständnis.

Doch Weibchen wäre nicht Weibchen, würde es nicht über diese besondere Gabe verfügen, die für sie richtige Frage zu einem fürs Männchen blöden Zeitpunkt zu stellen – spätabends, im Halbschlaf. „Schaaatz, sag mal ehrlich, freust du dich auf das Derby eigentlich mehr als auf unser Musical?“ Männchen, in Gedanken schon wieder freudetrunken und mit Pipi in den Augen aus dem Fenster schreiend, entspringt ganz spontan ein „Na sicha, wat is' dat denn für 'ne Frage?“

Bumm, alle Anstrengungen der letzten Wochen zunichte. Was folgt sind Diskussionen und der 572. Versuch, diese psychische Ausnahmesituation, die zweimal im Jahr auftritt, zu erläutern.

Doch mal ehrlich, wie soll das gehen? Die Gedanken kreisen ständig um dieses eine Spiel, das beginnt schon Wochen vorher und wird zunehmend extremer, je näher die Partie rückt. Es ist ein Gefühl, das sich über Jahre entwickelt, man bekommt es quasi injiziert. Diese Emotionen, diese über Jahrzehnte gewachsene Rivalität, diese Abneigung gegen alles Blaue und Turnhallen. Dede gegen Asamoah, 12. Mai 2007, Lehmanns Kopfballtreffer, Andi Möller, Friedel Rauschs Annäherungsversuche an Hunde, Kopf-Ab-Gesten, Schwabbelschweine, und und und. DAS ist Derby! Ist man von diesem Virus erst infiziert, kommt man davon auch nie wieder ab. Wie gesagt, für Außenstehende kaum nachzuvollziehen.

Es bleiben zwei Möglichkeiten: lasst euch darauf ein, oder akzeptiert es zumindest. Wir können doch auch nichts dafür.

Diesen Freitag ist es also wieder soweit. Dieses Spiel hat seine eigenen Gesetze, was die Spieltage vorher gelaufen ist zählt nicht. Es geht für beide Mannschaften um verdammt viel, was nochmal zusätzlich Pfeffer gibt. Irgendwelche Einschätzungen verkneife ich mir diesmal, bin damit oft genug auf die Nase gefallen. Hoffentlich bleibt es rund ums Stadion friedlich, in selbigem darf und wird aber natürlich die Post abgehen. Bleibt sportlich - auf den DERBYSIEG (fürn BVB natürlich)!

Deine Reaktion zum Thema
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel